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Ein guter Satiriker muß vielerlei Ansprüchen genügen: gesellschaftliche Gruppen muß er achten, die herrschenden Gesetze, die religiösen Werte, die Bedürfnisse der Medienpartner und schließlich auch die unerbittlichen Prinzipien der Moralphilosophie. Leo Fischer, 36, leitete lange Jahre das Satiremagazin TITANIC und weiß, was es bedeutet, keinen dieser Ansprüche gerecht zu werden. Er erzählt aus seinem reichhaltigen Erfahrungs- und Versagensschatz.

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Leo Fischer kam 1981 auf die Welt und hat es seither jeden Tag bereut. Um sich abzulenken, studierte er in Berlin und Lausanne Literatur und Philosophie. Seit 2006 ist er ständiger Mitarbeiter des Satiremagazins TITANIC, dem er von 2008 bis 2013 als Chefredakteur zu Diensten war. Die Wochenzeitung Der Freitag lobte Fischers Arbeiten als „Dreck“, als „Gegenteil von allem, was schön und gut und wahr ist“. Papst Benedikt XVI. verklagte ihn wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte; der CSU-Abgeordnete Thomas Goppel wollte ihm die „Lizenz zum Schreiben“ entziehen. Politisch engagiert sich Fischer im Bundesvorstand der Partei „Die PARTEI“ als Bundesvorstand ohne Geschäftsbereich. 2013 und 2017 trat er als Landes-und Bundestagskandidat im Wahlkreis Frankfurt am Main II an, 2014 als Listenkandidat zur Europawahl. Von 2009 bis 2013 war er Gastgeber der monatlichen „TITANIC Peak Preview“ im Frankfurter „Club Voltaire“. Daneben erschüttert er in wechselnden Formationen die Lesebühnen des Landes. Fischer ist Kolumnist der TITANIC, der Jungle World und des Neuen Deutschland; er schreibt außerdem regelmäßig für die Satireseite der Taz. Sein erstes Buch, Generation Gefällt mir (Lappan 2012) ist eine schonungslose Abrechnung mit seiner Generation, sich selbst und überhaupt allem. Als Mitherausgeber der TITANIC-Bibel (Rowohlt Berlin 2013) betätigte er sich als Religionsstifter, als Koautor der Fröhlichen Hundegeschichten (mit Leo Riegel, Eichborn 2014) als Welpenflüsterer. Biographie Schmerzhafte, ja qualvolle Geburt im Münchner Klinikum rechts der Isar. Spiritisten berichten von einer Erschütterung der Macht; spontane psychokinetische Manifestationen sind noch in zwei Meilen Umkreis nachgewiesen. Der Vater ist ein einfacher Landarzt, die Mutter eine Frau. Beide trifft sie keine Schuld. Der Geburt folgt ein längerer Kuraufenthalt auf dem Berghof in Davos. Erste Erfahrungen mit Marzipanschnecken und offenen Wendeltreppen. Wegen wachsendem Haß auf die Schweiz zieht die Familie bald ins ferne Erlangen. Meiner eben erst geborenen Schwester stecke ich Vogelbeeren in die Nase. Diverser Urlaub. Einschulung in Regensburg, großer Jubel der örtlichen Honoratioren. Es entsteht ein Gedicht über Mückenstiche. Grauenreiche Pubertät, Ausflüge ins Homosexuellenmilieu. Dann geheime Übersiedlung nach Berlin; eine Ausbildung zum Filou steht an. Die Universität ist unfähig, mein Genie zu erkennen. Ich lerne jeden Tag ein Gedicht auswendig und kaufe im Lidl Nußschokolade. Filmklassiker, aus der Leihbücherei entnommen, sichern mir die Abendunterhaltung. Finanziell überlebe ich, indem ich meine Möbel bei Ebay verkaufe. 2004 trete ich als Gründungsmitglied der PARTEI bei. Seit dem Jahr 2006 freie Autorschaft für TITANIC, TITANIC Online und Sonja, das Frauenmagazin für Witze. Achim Greser überredet mich zum Rauchen. Immer wieder Auseinandersetzungen mit der Kirche und „denen da oben“. Tablettenfrühstücke, Bahnhofstrinken, Büroschlaf. Praktikanten verweigern sich ihrer sexuellen Ausbeutung und übernehmen plötzlich leitende Aufgaben. 2008 Eintritt in den Bundesvorstand der PARTEI; seit 2009 Mitglied des Kreisvorstands Frankfurt. Gründung der Verfassungsfeindlichen Plattform (VFP), der PARTEI-Landfrauen und des oppositionellen Wahlvereins CHANCE 5000. 2010 Teilnahme am Frankfurter Kommunalwahlkampf (solide 0,01%). Für die Bundestagswahl 2013 trete ich als Direktkandidat für den Wahlkreis 183 (Frankfurt II) sowie auf der Landesliste an; ebenso für den hessischen Landtag. Für die Europawahl 2014 stand (und stehe!) ich auf Listenplatz 9. Zur Bundestagswahl 2017 bin ich wieder als Direktkandidat aufgestellt. Anfragen von Lobbyisten bleiben bisher aus, werden aber nach wie vor berücksichtigt (alles anbieten).

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